Es riecht nach Kaffee und nach heißem Kakao. Draußen wird es bereits dunkel, dabei ist es erst kurz vor vier Uhr am Nachmittag. In der Küche brennt, gelb und weich, die Lampe über dem Küchentisch. Es ist kuschelig warm hier. In der Küche ist es immer warm. Aber heute hat Mama zusätzlich Kerzen angezündet, weshalb es sich noch ein bisschen wärmer anfühlt als sonst.
Der Nachmittag ist meine liebste Tageszeit. Die Schule liegt hinter mir, die Hausaufgaben auch. Mama hat Weihnachtsmusik aufgelegt. "Weil Advent ist.", sagt sie lächelnd. Wir sitzen zusammen in der Küche und ich fühle mich gleichzeitig geborgen und erwachsen. Weil Mama mit mir hier sitzt und wir Kaffee-Kakao trinken. Wie große Menschen es tun.
Wir reden nicht. Wir sitzen nur hier und schauen in die leise knisternden Flammen der Kerzen, während draußen der Wind um die Ecke pfeift. Nein, schleicht. Der Wind schleicht um die Ecke, so sagt es der Vorleser auf meiner Kinderkassette. Oft heult er, doch weil Advent ist, gibt er sich Mühe leise zu sein und schleicht stattdessen.
Mama hat die Kerzen mit Streichhölzern angezündet, darum mischt sich zum Kaffee der Geruch von Schwefel. Ich atme tiefer ein, weil ich diese Geruchsmischung mag.
"Da fehlt ja noch was!", sagt Mama plötzlich, steht auf und geht zum Regal. Von ganz oben, da wo ich nicht einmal hinkomme, wenn ich heimlich auf die Arbeitsplatte klettere, zieht sie die rote Vorratsdose aus Blech. Vorsichtig wird sie am Tisch abgestellt und geöffnet. Und nun mischt sich unter den Kaffee-Kakao-Streichholzduft der Duft von frisch gebackenen Plätzchen.
Ja, so riecht er, mein Advent.
Wie riecht deiner?